Unsere Schule wächst – jetzt 150 Schüler
Nachdem wir das erste Schulgebäude aus Backsteinen aufgebaut haben, produzieren wir mehr Backsteine für das zweite Gebäude. Neben den Bauarbeiten ist ein weiteres wichtiges Ziel die Schule in Zukunft auf eigene Beine zu stellen. Jos und ich hatten verschiedene Treffen mit Jean, unserem Farm Manager, und wir sprachen auch mit den Lehrern, wie wir dieses Ziel erreichen können. Zurzeit bezahlen wir die Lehrer, d.h. ein wichtiger Schritt unabhängig von uns zu werden ist, die Schule so von der Regierung anerkannt zu bekommen, dass die Lehrer ein kleines Gehalt bekommen, was wir dann hoffentlich durch das Einkommen vom Landwirtschaftsprojekt ergänzen können. Ein weiterer Vorteil dieser Art von Anerkennung der Regierung bedeutet, dass uns das Steueramt keinen Ärger in Bezug auf Steuern für die Löhne der Lehrer machen kann.
Mit der Registrierung der Schule mussten wir in Tshikapa beginnen, die dazu nötigen Formulare auftreiben und das Ganze ins Rollen bringen. Die verantwortlichen Leute vom Ministerium für Bildung dort waren sehr hilfreich und dankbar für unser Projekt. Dann musste ein Beamter aus Kamonia, der nächstgrößeren Stadt bei Mushapo, kommen, um die Schule zu besichtigen und die Formulare mit uns auszufüllen. Auch er schätzt unsere neue Schule sehr. Später, in Kinshasa, half uns Gilbert diese Papiere dem Bildungs-Ministerium für die Anerkennung dort vorzulegen.
Der zweite Schritt, die Schule nachhaltig aufzubauen, ist unser Landwirtschaftsprojekt. Die vielen Schwierigkeiten, denen SADR auf der Farm begegnete, wie der Mangel an Infrastruktur usw., brachten uns zu dem Schluss, dass wir keine Farmprodukte außer dem verkaufen können, was die Leute direkt vor Ort essen. Zum Beispiel pflanzte SADR 3000 Ananasstauden an, aber die Straßen sind so schlecht, dass es schwer fällt, diese zu vermarkten. Wir brachten die schönen Ananas zu verschiedenen Verkaufsplätzen mit Hilfe der typischen „Busch-Transporter“, die Lastenfahrräder. Aber wenn die Früchte ankommen, bekommen wir so wenig dafür, dass es sich nicht lohnt. Wir werden uns also auf das konzentrieren, was die örtlichen Leute verköstigen, hauptsächlich Maniok.
Außerdem versuchen wir den besten Weg zu finden unser Team auf der Farm zu verpflegen. Wir brachten Samen aus Europa, um frisches Gemüse anzupflanzen, Zwiebeln, Tomaten, Karotten, Auberginen, Salat usw. Wir haben es schon mit Bohnen versucht, müssen aber besseren Boden dafür finden. SADR überließ uns drei Schafe, und eins davon ist schwanger, eine große Ermutigung. Auch begannen wir unsere ersten Hühner zu züchten, um ab und zu mal ein Ei oder etwas Fleisch zu bekommen.
Jetzt haben wir schon seit zwei Monaten kein Internet und manchmal auch keine Telefon/SMS Verbindung. Außerdem haben wir mit Krankheiten zu kämpfen, besonders da es weit und breit keine Krankenstation gibt. Blandine bekam starke Malaria und Typhus und ging nach Tshikapa für eine sieben tägige Behandlung. Jean hatte einen Malaria Rückfall und Jos Magenprobleme mit ein paar anderen dort. Wir mussten sicherstellen, dass das Trinkwasser von der Quelle in sauberen Behältern transportiert und lange genug abgekocht wird, und wir alles tun, um so sauberes Trinkwasser wie möglich zu bekommen. Manuela zeigte dem Küchenteam, wie man sauberer arbeitet beim Kochen und Abwaschen.
Thomas, unser junger Freund aus Deutschland, hatte ein lebensveränderndes Erlebnis bei seinem Besuch. Hier ein paar Kommentare von ihm: „…Kongo als Land sowie die Situation im Land sind für einen Europäer nicht vorstellbar. Kinshasa, Tshikapa und Mushapo sind drei sehr unterschiedliche Orte, welche mich alle auf verschiedene Art und Weise bewegt haben… Zu beschreiben, woran es in Mushapo fehlt, würde vermutlich einen eigenen Rundbrief füllen. Wolfgang setzt mit seiner Arbeit dort an, wo in meinen Augen die meiste Hoffnung besteht – bei den Kindern. Die Arbeit von Wolfgang und seine aufopfernde Art für das Projekt und die Kinder im Landesinneren haben mich sehr beeindruckt…“
Einige Leute wundern sich vielleicht, warum die Situation so extrem ist in diesen abgelegenen Plätzen. Warum gibt es dort keine Schulen oder nur sehr armselige, wenn überhaupt, und warum haben die Menschen kein Geld, um ihre Kinder zur Schule zu schicken? Warum müssen Eltern überhaupt Schulgeld bezahlen? Es gibt viele (Hinter-) Gründe, und wir können nicht all die Komplikationen in ein paar Sätzen beschreiben. Klar ist jedoch, dass Armut einer der Hauptgründe ist; im weltweiten Pro-Kopf-Einkommen liegen Afrika; speziell DR Kongo am Schluss der Liste. Aber all das ist nicht die Schuld der Kinder! Wir glauben, dass sie eine bessere Chance in ihrem Leben verdienen, und unser Ziel ist es, ihnen diese zu geben! Ein Leben, ein Kind, ein Dorf nach dem anderen zu verändern macht einen Unterschied in dieser Welt.